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Kontrolle war gestern – jetzt zählt Natur Charmeoffensive: Gras

Die Zeiten scheinen hart und zäh. Die Pandemie hält uns in Schach. Das soziale und kulturelle Leben ist erlahmt und findet beruflich wie privat oft vor Bildschirmen unterschiedlicher Größe statt. Digital heißt das Zauberwort der Zeit und virtuelle Begegnungen versuchen das spürbar Handfeste so gut es geht zu ersetzen. 

Das Japanblutgras, Imperata cylindica, besticht durch seine feurige Farbe
Das Japanblutgras, Imperata cylindica, besticht durch seine feurige Farbe

Die Krise hat eine dramatische Veränderung von Werten zufolge, die sich wohl vorher niemand ausmalen konnte. Freiheit wird neu definiert und erst recht gefühlt. Alle Lebensbereiche verändern sich derzeit rasant, in der Arbeitswelt wie Zuhause. Man darf gespannt sein, welche Auswirkungen die Pandemie auf unser derzeit letztes und einzig zugängliches Paradies, nämlich den Garten hat. Im vergangenen Jahr haben wir uns alle wie wild auf den Garten, aber auch auf Balkone und Terrassen gestürzt, haben gepflanzt, gebaut, Sonnen- und Schattenplätze eingerichtet und die Zeit draußen so gut es ging genossen. Das könnte in diesem Jahr so weitergehen, aber vielleicht zeigt sich jetzt noch viel mehr ein Veränderungsbedürfnis.

Wir haben schließlich gelernt, dass nichts so bleiben muss, wie es immer war. Wir sind kontrolliert und diszipliniert und hausen auf engem Raum zwischen Homeschooling, Yogaübungen, Laptops an allen verfügbaren Tischen und Headsets und Smartphones immer in Bereitschaft. Wie könnte der Garten 2021 aussehen? Was könnten die Wünsche sein? Welchem Lebensgefühl könnte man draußen Raum geben wollen?Zugegeben, es ist herbei gedacht, aber irgendwie scheint es doch auch plausibel. Der Wunschgarten 2021/22 dürfte wirklich viel mit dem Thema Freiheit zu tun haben, mit einer Gegenwelt zur Kontrolle, mit echter Erfahrung, aber auch mit weichen Konturen, mit viel Licht und Bewegung und einer üppigen Pflanzenwelt, die uns innehalten und staunen lässt. Dieser Garten ist lässig und charmant, einfach gut komponiert, lädt zu Entdeckungen ein und er ist alles andere als architektonisch streng. Auch formale Schottergärten mit einzelnen Solitärgehölzen sind völlig out, genauso wie Gabionenmauern, denn die erinnern uns heute an terrorismussichere Absperrungen in Fußgängerzonen oder Hochsicherheitstrakte. Das wollen wir alles nicht mehr sehen!

Sehen wollen wir wie etwas wächst, wie es sich verändert, wie schön es ist. Es gibt eine neue Aufmerksamkeit beim Gartenspaziergang, Artenvielfalt üben wir im Kleinen. Die Wildvögel werden gefüttert, Schmetterlinge und Hummeln freudig begrüßt. Wir spüren, dass uns das beobachtende Auge Erholung verschafft und dass die Zeit draußen zu nie geahnten Erlebnissen vor der eigenen Haustür führen kann. Vogel-Apps haben Hochkonjunktur, wir wollen schließlich wissen, was den Grünspecht von der Amsel unterscheidet. Bei der diesjährigen „Stunde der Wintervögel" des NABU haben jedenfalls mehr Menschen mitgemacht als jemals.

Der neue Garten der Freiheit ist der Garten der Stauden und Gräser. Sie lassen sich wunderbar kombinieren und wenn sich die Stauden längst in den Winterschlaf zurückgezogen haben, dann sind die Gräser immer noch da. In vielen Gärten kann man sie jetzt im Winter noch sehen. Sie schaffen Struktur und Lebendigkeit, wenn sonst alles ruht. Ihr Anblick aus dem warmen Haus schafft Frieden und Ruhe und das Spiel der Meisen, Rotkehlchen und Spatzen auf den filigranen Halmen ist für viele ein wunderbarer Zeitvertreib. Offenbar finden die Gefiederten hier immer noch Nahrung in den Rispen und Ähren. Ganz zu schweigen von den wenigen Rauhreif- und Schneetagen, an denen der Gräsergarten verzaubert verzuckert aussieht. Für solche Eindrücke lohnt es sich, gut über die Bepflanzung und passende Pflanzengesellschaften nachzudenken. Es darf ruhig wilder werden im Garten und gleichzeitig weicher, charmanter und natürlicher. Die großen Gärtner haben es uns schon vor Jahren vorgemacht. Machen wir uns nichts vor, aber fangen wir an, uns den Garten so zu gestalten, dass er uns freut und nicht mehr Arbeit macht als uns guttut.

Quelle: Elegrass

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